Der Gepard ist ein sogenannter Flakpanzer. Sein Fahrgestell basiert auf dem des Leopard 1. Er ist also so groß wie ein ausgewachsener Kampfpanzer. Doch ist er nicht so stark gepanzert, und auf der Wanne sitzt kein Turm mit einer Kampfwagenkanone. Der Gepard besitzt ebenfalls einen Drehturm, doch ist er mit zwei 35 Millimeter Maschinenkanonen bestückt und sein Aussehen wird von seinem Radar dominiert. Mit einer vergleichsweise geringen Reichweite von 5000 Metern wurde der Gepard für die nahe Luftverteidigung von gepanzerten und mechanisierten Gruppen gebaut. Hubschrauber oder Erdkampflugzeuge, die eine Panzerspitze attackieren, werden von ihm unter Feuer genommen. Die Bundeswehr hat den Gepard aus Kostengründen ausgemustert. Das war sicherlich ein Fehler, in der Ukraine zeigt sich, wie wirksam der Oldie gegen Waffensysteme eingesetzt werden kann, die es noch gar nicht gab, als er konzipiert wurde: Drohnen und Marschflugkörper.
Modell des Kalten Krieges
Der Gepard wurde in den 1960er Jahren entwickelt und in den 1970ern bestellt und ausgeliefert. 420 Stück erhielt die Bundeswehr, seine Dienstzeit in der Bundeswehr endete im März 2010. Herzstück ist die Zwillingsmaschinenkanone 35-mm-L/90 Oerlikon-KDA. Ein schweres Kaliber mit dennoch extrem hoher Feuerrate. Das relativ große Kaliber konnte die Panzerung der damaligen sowjetischen Kampfhubschrauber durchschlagen. Heute macht vor allem die Munition Probleme. Die eigene Produktion wurde aufgegeben, als der Gepard außer Dienst gestellt wurde. Vorräte aus Schweizer Produktion durften wegen der strikten Neutralität der Schweiz nicht geliefert werden. Die mächtige Doppelkanonen benötigte das Fahrgestell eines Kampfpanzers. Der Gepard bringt fast 50 Tonnen, der leichter bewaffnete sowjetische Flakpanzer ZSU-23-4 wiegt nicht einmal die Hälfte. Die Reichweite der Oerlikon-KDA liegt bei 5000 Metern, sie reicht 2500 Meter hoch. Für einen erfolgreichen Abschuss sollte das Ziel aber etwas näherkommen als nur bis zum Rand der effektiven Reichweite.
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Das Ende der Eisenflak
Die technische Entwicklung setzte den Geparden seit ihrer Indienststellung zu. Vor allem das Auftauchen von immer kleineren und leistungsfähigen Lenkwaffen. Ein Hubschrauber, der einen Panzer mit Bordkanonen oder ungelenkten Raketen attackiert, muss in den Wirkungsbereich der 35 mm Kanonen. Feuert er aber aus der Entfernung eine Lenkwaffe ab, ist der Gepard machtlos. Auch in der Flugabwehr setzten sich die Lenkwaffen durch. Heute haben moderne Manpads eine größere Reichweite als der Gepard. Ein Riesenungetüm, das gewartet und gepflegt werden will, während ein Manpad einfach in seiner Transportbox auf jeden Pick-up geladen werden kann. Seit den 1970er Jahren verschwand die sogenannten Eisenflak, zuerst die großen Kanonen mit ihren mächtigen Kalibern und dann die kleineren mobilen Maschinenkanonen. Und mit ihnen wurde der Gepard in Rente geschickt. Zumindest in der Bundeswehr. Doch Länder wie Rumänien nutzen den Gepard weiterhin.
Die eigentliche Flugabwehrausrüstung des Gepards – Kanonen, Radar, Laserentfernungsmesser und Munition – ist im großen, 15 Tonnen schweren Turm untergebracht. Auch wenn der Gepard für die Flugabwehr gebaut wurde, kann er doch auch zu Bodengefechten eingesetzt werden. Vorgemacht wurde das in Syrien. Dort wurden Flakpanzer aus Sowjetzeiten wie die ZSU-23-4 von den Assad-Truppen reaktiviert, obwohl die Aufständischen über gar keine Luftstreitkräfte verfügen. Doch die Feuerkraft ihrer vier 23-mm-Maschinenkanone ASP-23 "Amur" ist im urbanen Gebieten weit wirkungsvoller als die Einzelschüsse eines Kampfpanzers. Hier zeigen sich die Grenzen des Geparden im Einsatz gegen Bodenziele. Bei einem Kampfpanzer versucht man den Turm möglichst flach zu halten, um kein großes Ziel zu bieten. Der Turm des Geparden ist dagegen gewaltig und kaum gepanzert. Die hohe Statur und der geringe Schutz machen einen Einsatz gefährlich, da auch die russischen Truppen über moderne Panzerabwehrraketen hoher Reichweite verfügen.
Als Einzelsystem wirksam
Trotz der Größe ist der Turm außerordentlich beweglich, damit er Luftziele verfolgen kann. In nur zweieinhalb Sekunden kann er komplett gedreht werden. Jedes Fahrzeug verfügt über Radar zur Rundumüberwachung und Zielfolgeradar – beide mit 15 Kilometern Reichweite. Dazu kommen ein Laserentfernungsmesser und Feuerleitsystem. Darum ist der Gepard noch effektiv. Das Fahrgestell ist uneingeschränkt geländegängig. Bei den schlammigen Verhältnissen in der Ukraine ist das hohe Gewicht allerdings von Nachteil. Für den Gepard spricht vor allem, dass er auch als Einzelpanzer effektiv Luftziele bekämpfen kann. Er kann auch dann wirksam werden, wenn er nicht in ein komplexes Luftabwehrsystem eingebunden ist. Man kann davon ausgehen, dass die Luftraumüberwachungsflugzeuge der USA die ukrainischen Truppen über alle russischen Luftbewegungen informieren. So vorgewarnt kann der Gepard anfliegenden Marschflugkörper im Tiefflug abschießen.
Manpads gegen Flakpanzer
Diese Marschflugkörper folgen einem vor dem Einsatz definierten Kurs, der aber durchaus Richtungsänderungen zulässt. Da sie relativ tief fliegen, muss die Luftabwehr nahe an diesem Kurs stationiert sein, um eine Chance zum Feuern zu bekommen. Gerät eine Cruise Missile oder eine iranische Billigdrohne ins Visier, ist der Abschuss so gut wie sicher. Diese Flugkörper fliegen keine Ausweichbewegungen, sondern folgen stur ihrem eingegebenen Kurs. Da die Russen vorrangig Ziele der Stromversorgung angreifen, ist es möglich die Flakpanzer entlang der möglichen Angriffsrouten zu platzieren. Der Gepard kann mehrere Ziele parallel erfassen. Die Geschwindigkeit des Systems würde es auch möglich machen, mehrere Raketen kurz hintereinander abzuschießen.
Nachteilig ist die geringere Reichweite des Geparden – ein Panzer kann nur ein Objekt, aber keine Region schützen. Ob die positiven Erfahrungen in der Ukraine zu einer Wiedergeburt des Geparden führen, ist unsicher. In der Nahbereichsverteidigung haben sich auch die tragbaren Luftabwehrraketen (Manpads) sehr bewährt. Sie sind ungleich billiger und in viel größerer Anzahl vorhanden als die komplexen Flakpanzersysteme.